… wenn es dann wirklich losgeht, wird es erst richtig gut.
Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis unser neuer Gemeindepastor Rico Otterbach und unsere erste Gemeindereferentin für den Bereich Kinder Sarah Otterbach ihre Arbeit bei uns in Witten beginnen. Freut ihr auch auch schon darauf? Lena Klenk stellt uns Sarah und Rico im Gespräch vor.
Wir starten mit ein paar leichteren Fragen: Wenn man neu als Pastor:in in einer Gemeinde anfängt, gibt es normalerweise verschiedenste Willkommensveranstaltungen, die unter anderem auch das gemeinsame Essen als Programmpunkt vorsehen. Was dürfte auf keinen Fall auf dem Buffett stehen?
Sarah: Mein allererster Gedanke war Rosenkohl. Da stehe ich überhaupt nicht drauf.
Rico: Für mich wäre das Zucchini oder Aubergine. Aber was Essen angeht, sind wir eigentlich unkompliziert.
… und welches Gemeindelied sollte dort lieber nicht gespielt werden?
Sarah: „Gut, dass wir einander haben.“ Das kann ich gar nicht mehr hören.
Rico: Das ist für mich auch ganz vorne mit dabei.
Nun gehen wir zu den Fragen über, die darauf abzielen, euch ein bisschen besser kennenzulernen. Was macht euch außerhalb der Arbeit Freude?
Sarah: Wir sind gerne als Familie draußen, was man eben in Corona-Zeiten so machen kann, spazieren gehen zum Beispiel. Ansonsten waren wir auch gerne mit den Kindern im Zoo.
Rico: Genau, wir sind gerne im Garten mit den Kindern. Abends, also nach getaner Arbeit, gucken wir gerne Serien zusammen.
Sarah: Ich persönlich komme auch beim Dekorieren oder Kreativ-Sein zur Ruhe.
Rico: Ich lese sonst gerne auch mal einen Roman.
Wir befinden uns hier ja im christlichen Kontext, deshalb die Frage: Welche Person aus der Bibel (außer Jesus) beeindruckt euch?
Sarah: Da fällt mir Petrus ein. Er hat einen Charakter mit Ecken und Kanten, er darf zweifeln, darf scheitern, ist aber auch voller Vertrauen.
Rico: Mich beeindruckt Kaleb. Einer der Kundschafter bei der Landnahme von Israel. Er sagt voller Vertrauen „mit Gott an unserer Seite können wir das schaffen, wir können am Ende ins gelobte verheißene Land“, obwohl alle anderen Angst vor haben. Er ist ein Vorbild in Sachen Gott-Vertrauen.
Nun soll es ein bisschen mehr um euch als zukünftige Gemeindereferentin und Pastor in der FeG Witten gehen. Da es immer schwierig ist, sich selber darzustellen, bitte ich euch, die jeweils andere Person in ihrem Job zu beschreiben, da ihr in eurer jetzigen Gemeinde ja auch zusammengearbeitet habt.
Rico: Sarah ist eine Gemeindereferentin mit ganz viel Herz und Leidenschaft. Sie arbeitet gerne im Team, entwickelt dort zusammen kreative Ideen. Trotzdem kann sie auch alleine Sachen vorbereiten und ist dabei sehr gewissenhaft.
Sarah: Ich würde sagen, Rico ist ein emphatischer Pastor, der mitfühlt, der Interesse an Menschen und ihren Geschichten hat und gerne predigt. Die seelsorgerische Begleitung ist auch eine Leidenschaft von ihm, welche auch mit seinem Interesse an Menschen verbunden ist. Er arbeitet strukturiert, gewissenhaft und zeitnah, wohingegen ich vielleicht eher Aufgaben auf den letzten Drücker erledige.
Ihr habt beide schon Erfahrungen im Gemeindekontext gesammelt. Was war ein besonders prägendes Ereignis in eurer bisherigen Arbeit in Gemeinden?
Rico: Ich würde spontan sagen, dass gerade die Zeit um 2015/16 eine krasse Phase war, als viele Menschen nach Deutschland flüchteten. Wir haben mit ganz vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Gemeinde ein Sprachcafé und eine (Kinder-) Kleiderkammer auf die Beine gestellt. Bei dem Projekt haben auch viele Leute aus dem Stadtteil mitgeholfen, die nicht aus der Gemeinde stammten. Und wir haben mit anderen Kirchen zusammengearbeitet.
Sarah: Das Jahr vor dem Lockdown war ein intensives Jahr, da wir dort einmal im Monat eine Familien-Zeit veranstalteten. Wir haben uns immer Sonntagnachmittags mit bis zu 11 Familien getroffen und waren einen Sonntag mal 35 oder 40 Leute. Die Geräuschkulisse hat mir zwar Kopfschmerzen verursacht, aber es war so toll, weil es so lebendig war. Da waren auch nicht nur Leute aus der Gemeinde, sondern auch Leute, die wir bis dahin nicht kannten. Eine Frau von außerhalb der Gemeinde hat sogar irgendwann einen Dienst übernommen. Daran denke ich gerne zurück, auch, weil es so abrupt enden musste.
Wie können wir unseren Gottesdienst für Menschen, die eben nicht aus der „weißen Mittelschicht“ stammen, attraktiver machen?
Sarah: Also ich habe als allererstes an die Sprache gedacht: Wie heißen wir Menschen in der Gemeinde willkommen? Wenn jemand, der nicht aus dem Gemeindekontext stammt, zum Gottesdienst kommt, sollten wir verständlich und nicht exklusiv reden. So etwas Einfaches, wie z.B., dass die Personen, die den Gottesdienst leiten, sich einmal kurz vorstellen, damit die Gäste wissen, wer das ist.
Rico: Ich finde es spannend, eher zu den Leuten hinzugehen, als sie zu uns in die Gemeinde kommen zu lassen. Wenn man z.B. Gottesdienst in der Kneipe oder im Café veranstaltet, um dort Leuten von außerhalb zu begegnen und sie zu uns einzuladen.
Im Familienkontext könnte man z.B. auch im Stadtpark oder irgendwo auf der Wiese etwas veranstalten, soweit das möglich ist. So könnte man eben ergänzend zum Gemeindehaus arbeiten.
Sarah, du hast vor deiner Arbeit als Gemeindereferentin vor allem im nicht-christlichen Bereich gearbeitet. Was sind Unterschiede zwischen deiner jetzigen Arbeit im christlichen Kontext und deinen vorherigen Stationen in Schulen?
Sarah: Die Thematik ist natürlich eine andere, da ich mich inhaltlich mit biblische Geschichten auseinandersetze und mir überlege, wie ich sie kreativ darstellen kann, im schulischen Kontext ging es eher um pädagogische Ziele.
Rico, du machst gerade eine Ausbildung zum Ausbilder in der Klinische Seelsorge. Wie kann dieses Wissen und Können in die Gemeinde integriert werden?
Rico: Es gibt jetzt keine bestimmte Methode, die man dann in der Gemeinde anwendet und dann ist man besonders erfolgreich in der Seelsorge. Ich finde die klinische Seelsorge Ausbildung ist etwas, das mich als Person geprägt hat, vor allem in meiner Haltung. Es geht also um eine seelsorgerischere Grundhaltung, mit der ich anderen Menschen in aller Regel begegne. Diese versuche ich aber auch im alltäglichen Umgang mit Menschen zu nutzen. Menschen anzunehmen, wie sie sind und dabei eine möglichst offene und ehrliche Art beizubehalten, ist wichtig, auch im Gemeindekontext. Es lohnt sich also, sich dem nicht zu verschließen, sondern da rein zu investieren.
Jetzt wollen wir einen Schritt in Richtung in eure Bereiche gehen. Sarah, was ist dein liebstes Kindergottesdienstlied?
Sarah: Aktuell ist das „Gott ist stärker als Superman“, das haben wir gestern noch gesungen.
Wie muss sich die Arbeit mit Kindern in der FeG Witten in drei Jahren entwickelt haben, damit du zufrieden bist?
Sarah: Erstmal wäre es gut wenn es die Arbeit noch geben würde. Ich hoffe natürlich, dass ich dort mit motivierten Mitarbeitenden zusammenarbeite und Kinder gerne zum Kindergottesdienst kommen. Familien sollen sich sicher sein, dass die Kinder gut aufgehoben sind und Geschichten von Jesus, Gott und vor allem von Liebe erzählt bekommen. Vielleicht nehmen sie ja auch noch etwas für ihr Leben mit.
Für mich ist ein Wachsen in Zahlen nicht wichtig, sondern eher, das Wachsen im Glauben. Was mir auch in letzter Zeit wichtig geworden ist, dass die Kinder auch selbst mitentscheiden, also aktiv am Programm beteiligt sind, dass man nicht einfach für sie entscheidet.
Rico, wie ist deine Idealvorstellung der Gemeindeentwicklung in drei Jahren?
Rico: Ich wünsche mir, dass viele Menschen, die jetzt da beteiligt sind, sich auch weiterhin einbringen werden, dass sie sich nicht zurücklehnen, nur weil Anja nun nicht mehr alleine ist.
Dass Leute mit Feuer und Flamme dabei sind und wir auch schon konkrete Schritte in die Stadt und Öffentlichkeit reingegangen sind. Ich wünsche mir auch, dass wir ein paar Projekte in die Richtung gestartet haben, dass wir etwas ausprobiert haben und dabei fehlerfreundlich sind. Als Gemeinde sehen wir einfach, worauf wir Lust haben und dann versuchen wir es umzusetzen und ich gehe voran, wenn es passt. Aber die Gemeinde mitnehmen, das ist mir wichtig.
Wie stellt ihr euch das mit der Stadtteilbereicherung vor? Habt ihr schon konkrete Ideen?
Rico: Etwas ganz einfaches ist z.B. das Packen von Paketen zum Leben vor einem Supermarkt. Da spricht man dann Leute an, ob sie etwas für die Pakete beisteuern können und das führt dann dazu, dass andere auch hinschauen und fragen: „Wer sind Sie denn? Warum machen Sie das?“ Die einen finden es gut, die anderen doof, aber im Endeffekt führt es dazu, dass die Gemeinde im Stadtteil präsent ist.
Sarah: Was wir auch hier gemacht haben und was ich mir auch für Witten vorstelle könnte: Müll einsammeln. Im Kindergottesdienst dann z.B. zum Thema Bewahrung der Schöpfung. Das fällt den Leuten auch auf.
Rico: Was eher nicht so in die diakonische Richtung geht sind Veranstaltungen (wie z.B. ein Alphakurs) außerhalb des Gemeinde Hauses, beispielsweise in Bars oder Cafés.
Worauf freut ihr euch am meisten bezüglich euer neuen Aufgabe in der FeG Witten?
Rico: Wir freuen auf jeden Fall auf das Arbeiten im Team, also nicht mehr nur zu zweit sondern zu dritt, mit Anja zusammen. Außerdem freue ich mich auf eine ganz andere Gemeindesituation. Die FeG Gelsenkirchen ist ja eine kleine, die FeG Witten eine große Gemeinde. Das bringt neue Herausforderungen für uns.
Sarah: Wir freuen uns auch wenn es endlich so weit ist. Der Anfang rückt zwar näher, aber es wird trotzdem noch spannend, was dann wirklich konkret ansteht. Wir stehen gerade genau zwischen Abschied und Neuanfang, aber wenn es dann wirklich losgeht, wird es erst richtig gut.
Vielen Dank für das Gespräch!