Kopf hoch: Hoffnung!
Die Materialien wurden vom Künstler bewusst so gewählt: vergängliche Temperafarben direkt auf die Wand aufgebracht und Holz, das mit echtem Blattgold versehen ist und dem Bild einen dauerhaften, fast überirdischen Glanz verleiht.
Im Auftrag der Gemeinde schuf Karl Imfeld dieses Werk für die Stirnwand des Saales mit Platz für das Geschehen auf der Bühne und an der Wand.
Und was meint der Künstler Karl Imfeld selbst über das fertige Bild? „Unser Glaube soll uns Weite geben. Weite, die im Gegensatz zu dem steht, was wir im Alltag erleben. Der Mensch soll sich hier wohl fühlen, er soll auftanken können, er soll wirklich seine Gedanken schweifen lassen können, vielleicht auch im Blick auf die Ewigkeit. Ich möchte einen Blick nach oben veranlassen. Deshalb wurde die Wandgestaltung oben an der Decke angebracht.“
Das Bild ist kontrastreich in zwei gegensätzlichen Farben komponiert.
Da ist Blau, die Farbe für Sehnsucht, für Himmel, für Transparenz. Die dynamische Struktur des Farbauftrags hat etwas Lebendiges — und damit Vergängliches. Wer genau hinsieht, entdeckt helle Partien und dunklere Stellen. Alles miteinander verwoben und in vielen Schichten über- und ineinander — als Sinnbild für das Vielschichtige, das Helle und Dunkle im menschlichen Leben.
Die goldene Fläche sieht aus, als würde ein riesiger Kubus, von dem man nur den unteren Teil sehen kann, durch die Decke in einer schrägen Bewegung zu uns herunterkommen. Dieser Eindruck wird verstärkt dadurch, dass das Bild hinter der tragenden Säule hindurchzugehen scheint. Diese Aussage geht auf ein biblisches Bild zurück, auf das himmlische Jerusalem, die goldene Stadt mit zweitausend Kilometer Seitenlänge. Davon ist im letzten Buch der Bibel, in Offenbarung 21, 10—27 zu lesen. Das Blattgold soll auf das absolut Größte hinweisen, auf die Göttlichkeit, Reinheit und Kostbarkeit des bleibenden Zuhauses, auf das, was wir in Gottes Ewigkeit erwarten können.
Das Bild hat aber noch eine weitere Dimension, auf die Karl Imfeld während der Präsentation des Werkes hingewiesen hat. In der Endzeitrede Jesu, die im Lukas-Evangelium aufgeschrieben ist, steht (Lk 21, 28): „Wenn ihr die ersten Anzeichen von alldem bemerkt, dann richtet euch auf und erhebt freudig den Kopf: Bald werdet ihr gerettet!“ Erhebt freudigt den Kopf. Löst euren Blick von dem, was ihn nach unten zieht, was euch Sorgen macht. Richtet eure Erwartungen nach oben. Schaut auf, auf zu dem Herrn der Welt, der auch hier in seiner Gemeinde lebt, am Werk ist und auf den wir voller Hoffnung warten. Wer das tut, wer aufschaut, der verändert auch seine körperliche Haltung, der sitzt oder steht nicht in sich gekehrt da. Sondern der kann aufschauen, aufatmen, durchatmen, Kraft schöpfen. Und das ist es, was wir Menschen brauchen und was jeder in unseren Veranstaltungen immer wieder erleben kann: Dass Menschen Kraft tanken können für das Leben. Dass sie ihre Blickrichtung ändern und ihre Erwartungen nach oben richten.
Nebenbei: Auch das Singen im Gottesdienst, genauer die Ausstrahlung beim Singen hat sich verändert, seit wir mit „erhobenen Köpfen“ den an die Wand projezierten Text lesen können und nicht mit gesenktem Blick ins Buch hineinsingen. Wir loben Gott und nehmen uns als Gemeinde verändert wahr. Auch das hat mit der Gestaltung der Stirnwand zu tun.
Danke, Karl Imfeld, für diese permanente Ermutigung, den Blick nach oben zu richten!
Der Schweizer Karl Imfeld ist überzeugter Christ und bringt mit seinem künstlerischen Schaffen immer wieder frische neue Aspekte und alte Aussagen zusammen. Neben diesem Bild trägt auch die architektonische Vision des ganzen Hauses, das Glasfenster und die Innenausstattung seine Handschrift.
Mehr über Karl Imfeld und seine Arbeit unter: www.karl-imfeld.ch